Die jetzige neu-romanische Kirche wurde vom Architekten Ludwig Becker als dreischiffige Basilika mit Kreuzrippengewölbe entworfen und am 20.12.1915 eingeweiht.
Hier stand schon um 800 eine kleine Saalkirche unter dem Patronat des Hl. Dyonisius.
Der Bistumsgründer und Missionsbischof Liudger verweilte auf seinen Reisen zwischen Friesland, Münster und Essen-Werden vermutlich öfter auf den Höfen "Ruscethe" und "Scirenebeke".
Daher auch der Ortsname Schermbeck.
So wechselte das Patronat der verschiedenen Kirchenbauten, die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelten, vermutlich ab dem 12. Jahrhundert auf den Heiligen Ludgerus.
1184 wurde zum 1. Mal in einer Urkunde von einer Pfarrei auf Schermbecker Gebiet berichtet.
1417 wurde Schermbeck zur selbständigen Pfarrei ernannt.
Zwischen 1550 und 1580 schloss sich die Pfarrei der Reformation an.
Die Katholiken von Schermbeck, Bricht und Overbeck wurden 1841 mit Altschermbeck zusammengefasst, wo zeitgleich eine neue Kirchen eingeweiht wurde.
"Kirche" kommt vom griechischen Wort kyriakä: "die dem Kyrios, dem Herrn, Gehörende".
Als Gemeinschaft der an Christus Glaubenden sind wir eingeladen:
"Kommt zu ihm, dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, aber von Gott auserwählt und geehrt worden ist. Lasst Euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen." (1 Petr. 2,4-5)
Aufgrund der Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils fand unter der Leitung von Architekt Manfred Ludes eine gründliche Umgestaltung des Innenraums statt, die mit der Altarweihe am 22.11.1970 ihren Abschluss fand.
Am 03.01.2011 begann eine erneute Renovierung, welche mit der Altarweihe am Christkönigsfest, 20.11.2011, ihren Abschluss fand.
Den Architekten Franz-Jörg Feja und Peter Kemper gelang es, die Gestalt der Kirche in einer sensiblen Weise sichtbar zu machen, so dass die Harmonie strahlt.
Altar, Ambo und Tabernakel bilden eine Einheit.
Sie sind entworfen von den Architekten Feja und Kemper und realisiert von den Steinmetz-Werkstätten Dirks aus Billerbeck.
Indem der Altar an den Tod Jesu erinnert, muss er uns anstoßen zum Nachdenken und Mitleiden.
Christus ist der "lebendige Stein" (1 Petr. 2,4).
Indem der Altar Ort des Ostergeschehens ist, wohnt ihm eine besondere Schönheit inne.
Das neue und erlöste Leben wird gefeiert im Mahl der Gemeinschaft. In der Kostbarkeit eines großen Steines, der nicht zu verrücken und unverletzt ist, soll sich die Herrlichkeit Christi selbst ausdrücken, der uns Anteil schenkt an seinem geheilten Leben.
Der Altar wurde bei der Altarweihe gesalbt mit geweihtem Öl und ist somit ein Symbol für Christus - den "Gesalbten".
Im Altar ruhen die Reliquien von Kardinal Galen, dem Münsteraner Bekennerbischof, und des Hl. Nicostratus, der wohl unter Kaiser Diokletian gefoltet wurde.
Der eine große Block aus dunklem Muschelkalk und die verschiedenen Elemente aus hellem Sandstein des unteren Teils bilden eine Einheit.
Die Sandsteine unten drücken die Verschiedenheit in Einheit aus:
Aus den Vielen das eine Gottesvolk, das Jesus in der Eucharistie um sich schart und vereint.
Der Ambo - als "Tisch des Wortes" ist er der Ort der befreienden Botschaft Gottes.
Er entspricht in seiner Gestalt dem Altar als "Tisch des Brotes".
So, wie der große Altarstein unversehrt ist, so ist auch der Ambo ein heiler, ganzer Stein.
Der untere Teil aus hellen Sandsteinen entspricht genau dem Altar.
Wie der obere ganze Stein die unteren hellen Steine zur Einheit verbindet, so führt das WORT Gottes uns zur Einheit der Kirche.
Die Leuchter, welche zum Evangelium herbei getragen werden, versinnbildlichen, dass dort Christus selbst zur Sprache kommen will.
Die Stele aus Sandstein trägt den eigentlichen Tabernakel.
Er wurde uns dankenswerter Weise von der Gemeinde St. Walburga in Ramsdorf zur Verfügung gestellt.
In seiner Form stellt der die Verbindung her zum Altar.
Das aufgebrachte Kreuz aus den grünen Aventurin-Edelsteinen und das Silber verweisen auf die Kreuzesdarstellung, welche über dem Altar hängt. In der Kommunion schenkt sich uns der gekreuzigte und auferstandene Herr.
So wie ein Sprichtwort sagt "Geschenkt ist geschenkt" - so glauben wir daran, dass - wenn Christus sich gibt - er sich bleibend ein für alle Mal schenkt.
Darum werden die Hostien, welche nach der Kommunion verbleiben, im Tabernakel aufbewahrt. Bei der nächsten Eucharistie oder als "Wegzehrung" für Kranke wird Christus in diesesm Zeichen des Brotes kommuniziert.
Über dem Altar hängt das Kreuz aus Silber, geschaffen 1970 von Hans Dinnendahl.
Er zeigt uns Christus als Auferstandenen, der Leid und Tod durchschritten hat und uns als Herr des Lebens mit offenen Armen empfängt.
Die blauen Emaille-Einlassungen verweisen auf den Himmel.
Sein friedvolles Gesicht und die gelöste Haltung verheißen uns das Geschenk der Erlösung.
Lassen wir uns von Ihm, der für alle sein Leben gegeben hat, zusprechen:
"Wenn ich über die Erde erhöht bin,
werde ich alle zu mir ziehen." (Joh 12, 32)
Der Boden aus hellem Jura führt wie Wege nach vorne und zur Mitte, zum Altar.
Die einzelnen "Schwellen" sind in 4 unterschiedlichen Breiten und geben so diesen Bahnen eine Lebendigkeit.
Der achteckige Taufbrunnen von etwa 1.500 aus Sandstein, der jetzt in der Apsis hinter dem Altar steht, wurde von der Adelsfamilie "von der Becke" gestiftet und stammt ursprünglich aus der evangelisch gewordenen Kirche in Brünen.
Er wurde uns nach wechselvoller Geschichte 1832 überlassen.
Die achteckige Form vom Taufbrunnen erinnert an den 8. Tag, den Tag der Neuschöpfung, und ist somit ein Hinweis auf die Auferstehung.
Zudem verweist uns die Zahl auf die 8 Seligpreisungen Jesu.
"Wir wurden mit Christus begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben." (Röm 6, 4)
Ein aufgearbeitetes Bronzebecken öffnet sich oben auf dem Taufbrunnen.
An den ersten beiden Pfeilern werden uns die beiden Apostel Petrus (mit dem Symbol der Schlüsselgewalt) und Paulus (mit dem Zeichen Bibel und Schwert gezeigt.
Als Grundpfeiler der Urgemeinde tragen sie bleibend unseren Glauben und haben ihren Platz im Volke Gottes.
An den Wänden finden wir die 12 Apostelleuchter.
Links im Chorraum steht in einer Nische eine lebensgroße Figur des Kirchenpatrons Ludgerus, in Holz geschnitzt.
Eine weitere Statue des Pfarrpatrons aus Holz steht hinter der Kirche neben dem Ausgang, über dem die lateinische Inschrift zu lesen ist:
Sie ist aus der ehemaligen Kapelle in Buschhausen.
Das Leben des Heiligen erinnert uns an das Wort Jesu:
"Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.
Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt." (Mt 28, 19-20)
Wir sind froh, dass unsere Gemeinde ein Medaillon mit einer Reliquie des Bistumsgründers und Pfarrpatrons hat.
Wilhelm Polders hat es in ein Altarkreuz gefasst. So soll die Verbundenheit des Pfarrpatrons mit Christus und unsere geistige Verbundenheit mit ihm zum Ausdruck kommen.
An der rechten Seite des Chorraums wird uns - wie beim Ludgerus auf der anderen Seite - in Lebensgröße Maria vor Augen gestellt.
Sie steht auf der Weltkugel, hält mit ihrem Fuß die Schlange, das Symbol des Bösen, nieder.
In einer Haltung der Sammlung und des Gebetes verweist sie mit ihren geöffneten Händen auf die Offenheit gegenüber dem Willen Gottes.
An der rechten Rückseite - in einer Nische mit ornamentalen Wandfresken von 1915 und den originalen Bodenfliesen - finden wir eine Pietá.
Zusammen mit den Namenskreuzen der im Krieg Gefallenen links an der Wand erinnert sie uns an die Leiden der Menschheit, in die der gekreuzigte Sohn auf ihrem Schoß sich hineinbegeben hat.
Die Mutter Jesu in ihren vielfältigen Darstellungen ist ein immer neuer Hinweis darauf, dass sie ein ganzes Ja gesagt hat zu Gott und seinem Wirken in ihrem Leben.
Darin ist sie uns Mutter und Schwester im Glauben.
Die Ikonen-Abbildung von Maria mit dem Kind, das renovierte Bild der "Immerwährenden Hilfe" lädt uns zu stiller Betrachtung und Gebet ein.
Ein Detail ist bemerkenswert: Das Kind mit der Krone verliert eine Sandale.
Offenbar ist Jesus schnell zur Mutter geeilt, in ihre Nähe.
Die älteste Plastik der Kirche ist die spätgotische "Anna-Selbdritt" aus farbig gefasstem Eichenholz.
Sie stammt aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts und steht jetzt rechts in einer farbis gefassten Konche auf einem Sandsteinsockel.
In schützender Geste umfasst sie Marie, die Mutter Jesu. Auf ihrem Schoß hält sie das Kind Jesus, der mit seiner Mutter durch eine Schriftrolle verbunden ist.
Diese drei Generationen umfassende Figurengruppe lässt uns an das Schriftwort denken: "Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln." (Lk 8, 21)
Der Kreuzweg an den beiden Seitenwänden lädt uns zur Betrachtung ein.
Wir können den Leidensweg Jesu in geistiger Weise mitgehen, um uns in unseren Kreuzwegen von ihm getragen zu wissen.
"Wir sind Erben Gottes und sind Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden. Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll." (Röm 8, 17-18)
Die Fenster, 1953 von der Fa. Josef Menke geschaffen, zeigen uns im linken Querschiff den Hl. Georg, der – nach der Legende – als ritterlicher Mensch unschuldige Menschen vor dem Bösen (in Gestalt des Drachen) rettet.
Dieses Fenster ist ein Hinweis auf die Beziehung zur Georgskirche und damit unserer evangelischen Schwestergemeinde.
Im rechten Querschiff ist der Hl. Kilian abgebildet, irischer Missionsbischof und Patron der Diözese Würzburg, wo er 689 als Martyrer starb.
Er steht in besonderer Beziehung zu unseren Schützengilden.
In den Chorraumfenstern sehen wir links den Pelikan und rechts das Lamm – beides Verweise auf Christus, der uns in seinem Sterben und gegenwärtig in der Eucharistie sein Leben gibt.
An der Orgelempore sehen wir 2 Statuen: einen Propheten mit Schriftrolle und einen Bischof.
Sind es Jesaja und Kilian?
Beim Hinausgehen können wir einen Blick auf die Orgel werfen, die 1977 von der Fa. Breil mit 27 Registern geschaffen wurde.
Bei Gottesdienst und Konzerten lässt sie ihren vollen Klang ertönen.
Zusammen mit den 4 Glocken im Turm und vor allem dem Gemeinde- und Chorgesang erklingt sie zum Lobe Gottes.
An der Westseite des Turmes sehen Sie außen über dem Eingang ein Tympanon.
Es stellt Mose dar, wie er vor dem lebendigen Gott sein Gesicht verhüllt und die Tafeln der Weisungen Gottes (10 Gebote) empfängt.
Sie sind herzlich eingeladen, in der Kirche Ruhe zu finden, sich in das Gespräch mit Gott und Ihrem eigenen Leben einzulassen, und an den Gottesdiensten teilzunehmen.
Gott verheißt uns:
"Siehe, ich leite zu dir den Frieden wie einen Strom."
(vgl. Jes 66, 12)
Gott segne Sie und die Menschen, die Ihnen am Herzen liegen.
Schermbeck, Februar 2012
Klaus Honermann, Pfarrer
Gott, Du bist da und ich bin da.
Ich komme hierher mit dem,
was mein Leben ausmacht.
Vor Dir kann ich so sein, wie ich bin.
Hier bei Dir möchte ich zur Ruhe kommen.
Lass mich meinen Weg mit Dir
und mit den Menschen besser erkennen.
Dir lege ich die Menschen ans Herz,
denen ich heute begegne,
besonders alle Leidenden.
Heiliger Ludgerus!
Du hast das Evangelium in unser Land gebracht, hast den Menschen Christus nahe gebracht.
Als Gründer unseres Bistums und Patron unserer Kirchengemeinde in Schermbeck suchen wir deine Nähe und bitten dich:
Steh uns bei, den Glauben an Christus weiterzutragen, indem wir neu das Evangelium in unser Leben einlassen.
Lass uns lebendige Weggemeinschaft sein mit allen Suchenden und Hoffenden.
Mit dir und allen, die ans Ziel des Lebens gekommen sind, wollen wir Kirche sein.
Mit dir preisen wir Christus, den Anführer ins Leben, unseren Bruder und Herrn.
Amen.
1) Heiliger Ludger, wir verehren
dein Christsein, du bist Vorbild für uns.
/: Gott hat dir die Berufung gegeben,
das Evangelium auszusä’n. :/
2) Heiliger Ludger, du bist geboren
nahe bei Utrecht im Friesenland.
/: Du hast im Glauben Weisheit gefunden,
Gemeinschaft und die Hoffnungskraft. :/
3) Heiliger Ludger, ausgesendet
als Missionar in unserem Land
/: bist du der erste Bischof von Münster,
geführt von Gottes guter Hand. :/
4) Heiliger Ludger, sei uns nahe!
Lehr uns zu glauben und zu vertrau’n.
/: Leben mit Christus, Leben der Liebe:
nur darauf kann die Kirche bau’n. :/
5) Heiliger Ludger, heimgegangen
in Billerbeck zum Frieden bei Gott.
/: Sei uns Begleiter, wenn wir einst sterben.
Im Himmel wartest du auf uns. :/
6) Heiliger Ludger, Essen-Werden:
dein Lieblingskloster; dort ist dein Schrein.
/: Wir sind als Kirche noch auf dem Wege.
Christus soll uns’re Mitte sein. :/
Text: Klaus Honermann